zwischen künstlerischer Praxis & medizinischer Imagination
CoCreate Programm, FS 2024
Modulgruppe: CoCreate - Woche 14
Wahlpflichtmodul, Semester 2/4, 2 ECTS
Version: 2023-12-12
The merest schoolgirl, when she falls in love, has Shakespeare or Keats to speak her mind for her; but let a suffer try to describe a pain in his head to a doctor and language at once runs dry. (On being ill, Virginia Woolf, 1926) Krankheit ist auf den ersten Blick schwer mit Kunst und Ästhetik zusammenzubringen. Um die Krankheit machen wir einen Bogen, obwohl sie uns alle – früher oder später, in leichter oder schwerer Form – (be)trifft. Krankheit wird oft zur Privatsache erklärt, obwohl sich gesellschaftliche, normative Körperbilder daran ablesen lassen, sowie die Machtverhältnisse, die dahinter stecken, denn nicht alle Körper werden im medizinischen Kontext und der dazugehörenden Forschung gleich behandelt. Mit der Coronapandemie ist die Verwundbarkeit des eigenen Körpers sowie des Gesellschaftskörper zwar sichtbar(er) geworden, aber die künstlerische Auseinandersetzung damit noch immer rar. Gleichzeitig ist beispielsweise die (operative) Ästhetisierung des Körpers eine verbreitete kulturelle Praxis. Welche Schönheitsbilder, Darstellungsformen und (künstlerische) Narrative birgt das medizinische Umfeld und das Nachdenken über Krankheit und die dazugehörigen medizinischen Daten? Welche (Menschheits-)Hoffnungen, aber auch welche Ästhetiken offenbaren uns radiologische Bilder und hochtechnologische Operationscomputer? Inwiefern hat sich das Aussehen von medizinischem Material historisch verändert – und welche Rückschlüsse über die (westliche) Gesellschaft sind damit ziehen?
Es geht uns darum, das (künstlerische) Vokabular zur Krankheit nicht nur der Medizin (oder Politik) zu überlassen, sondern die Erzählung über den versehrten Körper zurückzugewinnen oder überhaupt erst zu erstellen und damit den Diskurs darüber zu diversifizieren. Dazu visionieren wir anatomische Museen, besuchen Maltherapien und Medikamentenkonzerne, analysieren Spitalequipement und laden Schönheitschirurg:innen und Künstler:innen zum Gespräch ein – um im Anschliessenden unsere eigenen, künstlerischen Diagnosen und Prothesen herzustellen.
Die Studierenden verstehen den Umgang mit Krankheit als ein individuelles und gesellschaftliches Phänomen. Sie kennen die historischen und aktuellen Beziehungen zwischen Krankheit und Ästhetik. Die Studierenden verstehen den Einfluss von Krankheit auf kreatives Handeln.
Die kranke Frau, Elinor Cleghorn Ein Apartment auf dem Uranus, Paul B. Preciado Schmerzcamp, Patty Kim Hamilton On being Ill, Virginia Woolf Illness as a Metaphor, Susan Sontag Politische Körper, Jule Govrin Jenseits unserer Haut, Silvia Federici Ein simpler Eingriff, Yael Inokai Das hündische Herz, Michail Bulgakow Die Erschöpfung der Frauen, Franziska Schutzbach Gekränkte Freiheit, Aspekte des libertären Autoritarismus, Amlinger, etc. Health, Edited by Barbara Rodriguez Munoz Für den Zweifel, Carolin Emcke Jeder Krüppel ein Superheld, Christoph Keller Die zitternde Frau, Siri Hustvedt Kranke Hunde, Ariane Koch Die Errettung der modernen Seele, Eva Illouz Helen Keller (https://en.wikipedia.org/wiki/Helen_Keller) Orlan (https://en.wikipedia.org/wiki/Orlan) Manuel Solano(https://www.manuel-solano.com/) Anna Uddenberg Matthew Barney Rebecca Horn (https://www.theguardian.com/artanddesign/2016/jul/15/lives-and-limbs-how-prosthetics-transformed-the-art-world)
• Termin: letzter Kurstag • Setting: Gruppe, analog • Leistungsbewertung: erfüllt/nicht erfüllt • Gewichtung: Aktive Teilnahme (50%) Präsentation (50%)