CoCreate Programm, HS 2023
Modulgruppe: CoCreate - Woche 38 - Bodies in Transition
Kompetenzfeld: Lese- und diskussionsfreudig, kritisch, neugierig, wach
Wahlpflichtmodul, Semester 3/5, 2 ECTS
Version: 2023-05-11
«Hörner wuchsen aus meiner Schädeldecke, die Wirbelsäule verformte sich, ging in die Horizontale, die Finger verschmolzen miteinander, und die Nägel wurden so markant, dass sie Hufe genannt zu werden verdienten (…)» «Ziege» von Jo Shapcott Menschen haben seit Jahrhunderten eine enge und ambivalente Beziehung zu Tieren und ihren Körpern. Auch das älteste erhaltene Kunstwerk zeigt eine aus Mammutelfenbein geschnitzte menschliche Figur mit Löwenkopf. Tiere sind seit Jahrtausenden treue Weggefährten. Sie versorgen uns mit Ritualen, Trost, Schutz und Nahrung – oder wärmen unseren Körper als Schosshündchen. Mit der fortschreitenden Industrialisierung, Urbanisierung und Domestizierung hat sich unser Verhältnis zu Tieren verschärft. Sie sind vermehrt zu passiven Objekten, ihre Körper beherrsch- und formbar geworden, die Vernunft und damit ein eigenständiges Recht wird ihnen oft abgesprochen. Wir verdrängen, jagen und töten sie. Inwiefern manipulieren oder züchten wir den (Tier-)Körper hinsichtlich unseren Vorstellungen? Wo fängt der Tierkörper an, wo hört der menschliche Körper auf? Warum sehen wir plötzlich wie unser Haustier aus oder tätowieren uns sogar Schlangenhaut auf? Welche Bedrohung oder Wünsche projizieren wir auf das Tier, indem wir es zum Protagonisten von Verwörungstheorien, Mythen oder Märchen machen?
- Verschiedene Betrachtungsweisen erlernen - Lesen und Kennenlernen von Texten verschiedener Genres - Sprechen über Texte sowie aktuelle und vergangene Diskurse über Körper und Tier - Schreiben, beobachten und andere praktische Übungen Innerhalb des Seminars lesen und diskutieren wir Texte über unser Verhältnis zu Tieren, betreiben Feldforschung im Zoo und dem Naturhistorischen Museum, betrachten tierische Kunstwerke, sprechen mit Veterinär:innen, Dompteur:innen, Tierpräpärator:innen, verfassen eigenen Tiertagebücher – und versuchen so ihrer (körperlichen) Eigenständigkeit gerecht zu werden.
Studierende kennen Grundlagentexte zuMensch und Tier. Studierend können kursorische Konzepte im Naturhistorischen Museum und im Zoo erkennen und beurteilen. Studierende können ihr Verständnis zum Verhältnis von Mensch und Tier auf ihre eigene künstlerische oder gestalterische Praxis beziehen.
- Melanie Bonjao (Matrix Botanica) - Patrick Goddard (Animal Antics) - Werner Herzog (Grizzly Man) - Rosi Braidotti (Tier-Mensch-Welten) - John Berger (Looking at animals) - Andrea Köhler (Das Tier und wir) - Werner Gitt (Wenn Tiere reden könnten) - Philippe Descola (Worlding mit Tieren) - Yevgenia Belorusets (Modern Animal) - Markus Wild (Tierethik) - Franz Kafka (Die Verwandlung) - Michail Bulgakow (Hundeherz) - George Orwell (Farm der Tiere) - Jane Goodall (Forschung) - Mary Midgley (Animals and why they matter) - Claire Goll (Tagebuch eines Pferdes) - Jo Shapcott (Gedichte) - Katharina Cromme (Ilnur Albatross) - Selma Matter (Grelle Tage) - Vilém Fluss (Vogelflüge) - Benedikt Bock (Vögel) - Marie Luise Kaschnitz (Eisbären) - Ariane Koch (Kranke Hunde) - Miriam Elia/Ezra Elia (Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990)
• Termin: letzter Tag • Setting: Gruppe, analog • Leistungsbewertung: erfüllt/nicht erfüllt • Gewichtung: Aktive Teilnahme (50%), Präsentation (50%)